NAS Eigenbau Teil 1: Vor- und Nachteile

NAS Eigenbau Teil 1: Vor- und Nachteile

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 7 in der Artikelreihe NAS Eigenbau Leitfaden

In dieser Artikelreihe zeige ich wie du dir ein eigenes NAS-System aufbauen und einrichten kannst. Ich gehe dabei alle Schritte von der Auswahl der Hardware bis zum fertig konfigurierten NAS-System durch. Ich zeige dabei wie Backups von Windows und Mac automatisiert erstellt werden können und der Stromverbrauch möglichst gering gehalten wird. Dabei behandle ich auch mögliche Schwierigkeiten beim Einrichtungsprozess. Ziel ist ein möglichst leises und energieeffizientes NAS. Als Software kommt dafür Openmediavault 5 auf Debian 10 Buster zum Einsatz.

Was ist ein NAS und welche Vorteile hat es?

NAS steht für Network attached Storage und ist wie der Name bereits vermuten lässt ein Speichersystem, das im Netzwerk eingebunden ist. Der Vorteil gegenüber externen Festplatten ist, dass alle Geräte im Netzwerk Zugriff auf den Speicher haben können. So sind potentiell weniger Festplatten notwendig. Allerdings ist die Einrichtung mit etwas Aufwand verbunden. Einmal eingerichtet, funktioniert ein NAS jedoch zuverlässig. Daten können so zentral gelagert werden und müssen nicht umständlich mit USB-Sticks und externen Festplatten von einem zum anderen Gerät kopiert werden. Darüber hinaus kann ein NAS auch als Backuplaufwerk dienen. Backups von Windows, Linux und Mac sind problemlos automatisiert möglich. NAS-Laufwerke können auch aus dem Internet erreichbar gemacht werden. So ist es möglich das eigene NAS als eine Art Cloudspeicher zu betreiben. Fotos und Daten von Smartphones können so mit dem NAS synchronisiert werden.

Eigenbau- vs. Fertig-NAS

Fertig-NAS

Ein Fertig-NAS erfordert weniger Kenntnisse. Sie laufen auf Linux, bringen aber eine umfangreiche Benutzeroberfläche mit, die über den Browser aufgerufen und verwaltet wird. Die Bedienung funktioniert ähnlich wie bei einem Desktop PC. Ein gekauftes Fertig-NAS ist dadurch innerhalb von 30 Minuten einsatzbereit. Die beiden größten Hersteller sind Synology und Qnap. Synology ist in der Bedienung einfacher gehalten und speziell für die Bedürfnisse von Privatnutzern ausgelegt. Qnap-Systeme hingegen bringen wesentlich mehr Einstellungsmöglichkeiten mit und sind eher im Profibereich angesiedelt. Beide Hersteller haben einen Appstore integriert, wodurch der Funktionsumfang des NAS erweitert werden kann. So ist es möglich das NAS auch als Cloud zu nutzen. Dafür stellen die Hersteller kostenlose Apps bereit, um unterwegs vom Smartphone auf die Dateien im NAS zugreifen zu können. Weitere Anbieter fertiger NAS-Systeme sind Buffalo und Western Digital. Beide bieten jedoch einen geringen Funktionsumfang als Synology und Qnap.

Ein großer Vorteil der fertigen Lösung sind (zumindest noch) die Netzwerkkarten. Qnap und auch Synology verbauen inzwischen ein oder mehrere 2,5/5/10 GBit Netzwerkkarten. Um die höheren Geschwindigkeiten sinnvoll nutzen zu können, müssen jedoch auch die Geräte, die auf das NAS zugreifen sowie der Netzwerkswitch bzw. der Router diese Geschwindigkeiten unterstützen. Netzwerkkarten und vor allem Switches mit Transferraten >1 GBit sind jedoch noch sehr teuer.

Nachteilig sind die höheren Kosten und die Verwendung von proprietärer Software. Hinzu kommt, dass man sicherheitstechnisch vollständig abhängig von der Updatepolitik des Herstellers ist. In der Vergangenheit gab es bereits Hackerangriffe gegen Qnap und Synology Systeme.

Eigenbau-NAS

Ein NAS-System selbst zu konfigurieren und einzurichten ist nicht für jeden geeignet. Du musst dich ein bisschen mit der Hardware beschäftigen und bereit sein das NAS selbst zusammen zu bauen. Außerdem ist es erforderlich ein paar wenige Arbeiten auf der Kommandozeile in Linux auszuführen. Die meisten Einstellungen erfolgen jedoch ebenfalls über die Benutzeroberfläche, die über den Browser aufgerufen wird. Generell solltest du jedoch ein bisschen linuxaffin sein. Die Einrichtung dauert dabei länger als bei einem gekauften NAS und es gibt nicht so viele fertige Apps, um dem NAS neue Funktionen zu spendieren. Die Einrichtung als Cloudspeicher ist hier ebenfalls über die Installation von z. B. Nextcloud möglich. Dies ist jedoch etwas zeitaufwendiger als bei einem gekauften System.

Die Verwendung von Netzwerkkarten mit Transferraten >1 GBit ist im Consumerbereich noch nicht angekommen. Mainboards verbauen fast ausschließlich 1 GBit-Anschlüsse. Netzwerkkarten und Switches sind nur selten zu finden und auch sehr teuer. Zumindest die Netzwerkswitches kosten weit über 100 Euro. Inzwischen gibt es jedoch zumindest die ersten Fritz!Boxen mit 2,5 GBit Anschlüssen. Preislich lohnt sich die Hardware für ein so schnelles Netzwerk bisher in der Regel allerdings nicht.

Der große Vorteil ist jedoch der geringere Preis bei höherer Leistung und die Konfiguration eines Systems nach den eigenen Vorstellungen. Außerdem stehen selbstgebaute und -konfigurierte NAS-Systeme/Linux-Server in der Systemstabilität einem fertigen System in nichts nach. Im Gegenteil: Durch die Installation nur benötigter Softwarepakete sind eigene Systeme durchaus schlanker als die der großen Anbieter. Da Linux sehr stabil ist, kannst du sicher sein, dass auch dein NAS auf Linuxbasis sehr stabil für viele Jahre laufen kann.

Eigenbau oder Fertig-NAS?

Wer nur schnell ein funktionierendes NAS einrichten möchte, das ebenso schnell mobil erreichbar sein soll, der sollte zu einem fertigen NAS-System greifen. Hier fallen etwas höhere Anschaffungskosten bei geringerer Leistung an. Auch für Nutzer, die unbedingt ein 5 oder 10 GBit Netzwerk betreiben ist die Fertiglösung empfehlenswert. Dies dürfte bisher allerdings eher die Ausnahme sein. Bedenken sollte man auch, dass gerade WLAN-Geräte selbst die Geschwindigkeit von 1 GBit nur in Ausnahmefällen erreichen, da die Netto-Geschwindigkeit meistens wesentlich geringer ist als angegeben. Ein WLAN-Netz wird besonders bei vielen Teilnehmern schnell langsam.

Wer hingegen den Einrichtungsaufwand nicht scheut und sich die Arbeit zutraut, dem sei der Eigenbau durchaus empfohlen. Zum einen kann man dabei einiges über Netzwerke und Linux lernen, zum anderen wird Open Source Software eingesetzt, für die es eine große aktive Community gibt. Belohnt wird man mit hoher Flexibilität und einem stabilen System zu geringeren Kosten als bei der Kaufvariante.

In dieser Artikelreihe beschäftige ich mich ausschließlich mit dem Eigenbau eines privaten NAS-Systems mit einer 1 GBit Netzwerkschnittstelle. Wer möchte kann jedoch auch einfach eine schnelle Netzwerkkarte dazu kaufen und so möglicherweise schnellere Übertragungsraten erreichen.

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Mein Name ist Philipp und ich beschäftige mich gerne mit Homeprojekten im Hardware- und Softwarebereich. Ich stelle dabei immer wieder fest, dass es im Internet viele unvollständige  Tutorials gibt. Daher bin ich dazu übergegangen, meine Projekte in eigenen Anleitungen festzuhalten. Diese werde ich hier möglichst verständlich und mit dem nötigen Hintergrundwissen aufbereiten. Vielleicht kann ich dabei den entscheidenden Hinweis liefern, der in vielen anderen Tutorials fehlt.

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