Klimakatastrophe Teil 1: Naturwissenschaftliche Grundlage

Klimakatastrophe Teil 1: Naturwissenschaftliche Grundlage

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 3 in der Artikelreihe Die Klimakatastrophe

Die Menschheit befindet sich in einer globalen Öko- und Klimakatastrophe und damit in der größten Katastrophe seit der Existenz unserer Spezies. Eine ungebremste Klimakatastrophe fordert bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ein Drittel mehr Tote als die weltweiten Todesopfer des 2. Weltkrieges [1]N. Braatz (2021, August 3). Klimastudie: 83 Millionen zusätzliche Todesopfer bis zum Ende des Jahrhunderts. Verfügbar: https://utopia.de/news/klimastudie-83-millionen-zusaetzliche-todesopfer-bis-zum-ende-des-jahrhunderts/ (!) und verursacht womöglich Folgekosten in Höhe von 26 Billionen Euro bis zum Jahr 2200 [2]M. Brauer (2020, Oktober 5). Kosten des Klimawandels könnten in die Billionen gehen. Verfügbar: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.was-der-klimawandel-kosten-koennte-kosten-des-klimawandels-koennten-2070-in-die-billionen-gehen.68dfa2c5-b116-4d7b-b606-e597809817eb.html, was fast dem heutigen Bruttoinlandsprodukt von den USA und von China zusammen (!) entspricht.

Die Klimakatastrophe ist dabei eine von mehreren Ursachen für der Ökokatastrophe, was ein noch weitaus fundamentaleres Problem darstellt. Mit der Zerstörung der Natur und der Ausrottung unzähliger Tierarten entziehen wir Menschen uns die Lebensgrundlage auf dem Planeten Erde.

Die Probleme unseres (wirtschaftlichen) Handelns und die Auswirkungen auf die Natur sind besonders mit Hinblick auf das Klima seit Jahrzehnten bekannt und dennoch werden Maßnahmen nicht oder viel zu langsam und zu spät auf den Weg gebracht.

In dieser Artikelreihe werde ich die zentralen Aussagen und aktuellen Forschungsergebnisse des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), also des Weltklimarats, zusammenfassen und auf die Folgen verschiedener Klimaszenarien im 21. Jahrhundert eingehen. Dazu beziehe ich mich größtenteils auf den über 10.000 Seiten umfassenden sechsten Sachstandbericht AR6 (auch Weltklimabericht genannt), der 2021 und 2022 in drei Teilen veröffentlicht wurde.

Der erste Beitrag beschäftigt sich mit den Kernaussagen und Ergebnissen der Arbeitsgruppe I (WG I) des Weltklimarats. Die Wissenschaftler dieser Arbeitsgruppe zeigen den derzeitigen Einfluss der hohen Treibhausgasemissionen auf das Erdsystem und projizieren abhängig von der Höhe des Treibhausgasaustoß der Weltbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten fünf verschiedene Klimazukünfte mit ihren unterschiedlichen Konsequenzen für Mensch und Natur.

Da sich wahrscheinlich nur die wenigsten Menschen den sechsten Sachstandsbericht anschauen und dieser aufgrund englischer Fachtermini auch nicht leicht zu verstehen ist, versuche ich die Ergebnisse und zentralen Aussagen in diesem Beitrag zu vermitteln.

Ziel dieses Beitrags
Ich möchte vor allem deutlich machen, dass der IPCC eindringlich vor einer Klimaerwärmung jenseits des Zwei-Grad-Ziels warnt und mit dem aktuellsten Bericht dazu aufruft alles menschenmögliche dafür zu tun, die Treibhausemissionen drastisch zu reduzieren.

Begriffsklärung

Klimawandel, Klimakrise, Klimakatastrophe

In der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussion wird meistens noch von dem Klimawandel und der Klimakrise gesprochen. Diese Begriffe sind dem Problem jedoch nicht wirklich angemessen gewählt. Der Begriff Wandel ist sogar mitunter positiv konnotiert und so suggeriert der Begriff Klimawandel nicht wirklich ein großes Problem.

Klimakrise klingt dagegen schon negativ, ist jedoch ebenfalls ein zu schwacher Begriff, um die größte Herausforderung der Menschheit im 21. und 22. Jahrhundert zu beschreiben. Bei dem Wort Krise denken viele an die Finanzkrise 2008 oder an die Vertriebenen und Geflüchteten, die 2015 nach Europa kamen und Asyl suchten. Das sind natürlich alles schwierige Themen und ebenfalls große politische und gesellschaftliche Probleme. Diese sind jedoch in einer überschaubaren Zeit vorüber gegangen und betreffen das heutige Leben vieler Menschen nur noch wenig. Das ist bei der Klimakrise allerdings anders, denn scheitert die Menschheit in diesem Jahrhundert gegenzusteuern, werden die negativen Auswirkungen für die Lebensgrundlage der zukünftigen Generationen verheerend sein.

Aus diesem Grund sollte immer von der Klimakatastrophe gesprochen werden, um die Tragweite des Problems angemessen zu bezeichnen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe definiert eine Katastrophe außerdem dazu passend wie folgt:

Ein Geschehen, bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder die natürlichen Lebensgrundlagen oder bedeutende Sachwerte in so ungewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden, dass die Gefahr nur abgewehrt oder die Störung nur unterbunden und beseitigt werden kann, wenn die im Katastrophenschutz mitwirkenden Behörden, Organisationen und Einrichtungen unter einheitlicher Führung und Leitung durch die Katastrophenschutzbehörde zur Gefahrenabwehr tätig werden.

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe [3]Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Katastrophe. Verfügbar: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Glossareintraege/DE/K/katastrophe.html

Umwelt vs. Mitwelt

Im Zusammenhang von den Eingriffen des Menschen in die Natur und die ökologischen Prozesse wird meistens von der Umwelt gesprochen. Auch dieser Begriff ist nicht ganz passend. Bei dem Wort Umwelt schwingt immer der Anthropozentrismus mit, dass die Natur und die Menschen unabhängig voneinander existierten und die Natur den Menschen umgibt. [4]T. Kirchhoff (2020). Zum Verhältnis von Mensch und Natur. Aus Politik- und Zeitgeschichte: Natur-und Artenschutz. Verfügbar: https://www.bpb.de/apuz/305897/zum-verhaeltnis-von-mensch-und-natur

Daher wurde der Begriff Mitwelt eingeführt, der weitaus mehr meint: Die Eigenständigkeit und Eigenwertigkeit der nicht menschlichen Natur und vor allem, dass der Mensch die Natur zum Leben zwingend benötigt und auf diese fundamental angewiesen ist. Wir Menschen sprechen ja auch immer von Mitmenschen und Mitbewohnern und nicht von Ummenschen und Umbewohnern. Daher ist der Begriff Mitwelt viel treffender als der Begriff Umwelt. [5]T. Kirchhoff (2020). Zum Verhältnis von Mensch und Natur. Aus Politik- und Zeitgeschichte: Natur- und Artenschutz. Verfügbar: https://www.bpb.de/apuz/305897/zum-verhaeltnis-von-mensch-und-natur

Treibhausgas- vs. CO2-Ausstoß

Die Klimaerwärmung wird durch den Ausstoß unterschiedlicher sogenannter Treibhausgase verursacht. Besonders wichtig sind hierbei die langlebigen Treibhausgase, die sehr lange in der Atmosphäre verbleiben und so einen besonders starken Effekt auf die Atmosphäre und die Klimaerwärmung haben. Darunter fallen neben Kohlenstoffdioxid (CO2) auch Methan und Lachgas. CO2 ist hierbei das wichtigste Treibhausgas, da es weltweit den größten Anteil an den Treibhausgasemissionen ausmacht. Um den Einfluss des Ausstoßes von Methan und Lachgas zu quantifizieren, werden diese häufig in CO2-Äquivalente umgerechnet. Methan z. B. hat eine sechs mal höhere Treibhauswirkung als CO2. Bei der Quantifizierung der globalen Emissionen muss daher immer zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und dem von CO2 unterschieden werden, da die CO2-Emissionen „nur“ etwa 60% des durch den Menschen zusätzlich verursachten Treibhauseffektes ausmachen. [6]wikipedia.org. Treibhausgas. Verfügbar: https://de.wikipedia.org/wiki/Treibhausgas

Wetter vs. Klima

Im Zusammenhang der Klimakatastrophe muss zwischen Klima und Wetter unterschieden werden. Leugner der Klimakatastrophe wie z. B. Donald Trump [7]M. Röhlig. (2018, November 11). Trump friert in Florida – also leugnet er mal wieder den Klimawandel. Verfügbar: https://www.spiegel.de/panorama/usa-trump-leugnet-wegen-kaeltewelle-mal-wieder-den-klimawandel-a-b4e9a46b-e97c-417e-b693-a8361d42a608 bedienen sich gerne lokalen Wetterereignissen (wie kalte Winter und Dauerregenereignissen) als Argument gegen die Existenz der menschengemachten Katastrophe. Was ist also der Unterschied zwischen Wetter und Klima?

Wetter meint einen kurzfristigen und lokalen Zustand. Das Wetter beschreibt, was wir an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit erleben. Ist es in Hamburg zwei Wochen lang eisig kalt mit Temperaturen unterhalb von 0°C, dann ist das ein lokales Wetterphänomen, welches zeitlich begrenzt ist. [8]Zoo Osnabrück gGmbH. Was ist der Unterschied zwischen Wetter und Klima?. Verfügbar: https://klimatopia-os.de/index.php?id=16

Klima ist hingegen der langfristige typische Wetterverlauf an einem bestimmten Ort. Üblicherweise wird hierbei ein Zeitraum von mindestens 30 Jahren betrachtet. Dadurch lässt sich ein statistischer Trend ermitteln. In Deutschland haben wir das sogenannten „gemäßigte Klima“ mit warmen Sommer- und kalten Wintermonaten. In anderen Klimazonen wie z. B. in Wüsten ist es sehr heiß und trocken. Das Klima unterscheidet sich also durchaus deutlich zwischen verschiedenen Regionen. [9]Zoo Osnabrück gGmbH. Was ist der Unterschied zwischen Wetter und Klima?. Verfügbar: https://klimatopia-os.de/index.php?id=16

Durch die Betrachtung des langen Zeitraums über Jahrzehnte hinweg kann festgestellt werden, ob sich das Klima langsam verändert und sich damit auch Wetterereignisse wandeln. So konnte festgestellt werden, dass sich die mittlere Temperatur des weltweiten Klimas seit 250 Jahren kontinuierlich erhöht hat und in Zukunft weiter erhöhen wird. Gegenwärtig beträgt die Temperaturerhöhung etwa 1,1°C gegenüber der Zeit vor der Industrialisierung. [10]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) (2021). Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 7-8. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Hieraus sind die Debatten um das 1,5°C bzw. 2°C Ziel entstanden. Damit ist gemeint, dass sich die gemittelte Temperatur der Erde bis zum Jahr 2100 nicht mehr als 1,5°C (bzw. 2,0°C) gegenüber der vorindustriellen Zeit erhöhen soll [11]wikipedia.org. Zwei-Grad-Ziel. Verfügbar: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-Grad-Ziel#1,5-Grad-Ziel. Eine dauerhafte Erwärmung des Klimas hat viele negative Auswirkungen für uns Menschen sowie für die Flora und Fauna. Auf die Folgen gehe ich im letzten Abschnitt dieses Beitrags ein.

Ursache der Klimakatastrophe

Es ist inzwischen allgemein bekannt (oder sollte zumindest allgemein bekannt sein), dass die Klimaerwärmung menschengemacht ist und was die Ursache für unser gegenwärtiges globales Problem ist. Daher will ich an dieser Stelle nur ganz kurz darauf eingehen.

Die menschengemachte Klimaerwärmung beginnt mit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert, also vor ungefähr 250 Jahren. Damals haben wir Menschen damit begonnen im großen Stil Öl, Kohle und Gas abzubauen und zu verbrennen, um (elektrische) Energie zu erzeugen. Durch das Verbrennen dieser fossilen Brennstoffe, werden Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt, wodurch sie sich in der Luft (Atmosphäre) anreichern. Dort verbleiben die Gase und es dauert mehrere tausend Jahre bis sie auf natürlichem Weg wieder abgebaut werden. Die Menschen holen also gebundenen Kohlenstoff aus der Erde und setzen ihn in der Atmosphäre frei. [12]Bayrischer Rundfunk Wissen (2021, März 10). Warum der Klimawandel menschengemacht ist. Verfügbar: https://www.br.de/wissen/klimawandel-mensch-ursache-co2-emissionen-planetb-100.html[13]L. Wagener. Was ist eigentlich CO2? Definition, Entstehung & Einfluss aufs Klima. Verfügbar: https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimawandel/was-ist-co2/

CO2 hat die Eigenschaft, dass es einen Teil der Wärmestrahlung, welche die Erde in das Weltall abgibt, zurück auf die Erde reflektiert. Dadurch erwärmt sich die Atmosphäre des Planeten, was als Treibhauseffekt bezeichnet wird. Ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde so kalt, dass wir Menschen nicht leben könnten. Allerdings wird dieser Effekt seit der Industrialisierung künstlich durch den Ausstoß von riesigen Mengen CO2 verstärkt, wodurch es zum globalen Temperaturanstieg bzw. zur Klimaerwärmung kommt. [14]L. Wagener. Was ist eigentlich CO2? Definition, Entstehung & Einfluss aufs Klima. Verfügbar: https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimawandel/was-ist-co2/

Die Geosphäre

Damit wir den Einfluss des Menschen auf das Klima und die Umwelt besser verstehen können, ist es sinnvoll sich zunächst kurz die Geosphäre anzuschauen. Die Geosphäre, auch Erdsphäre genannt, umfasst unseren Planeten vom Himmel bis zum Inneren des Erdkerns und damit alles, was sich auf unserem Planeten befindet. Geowissenschaftler und Geologen wiederum teilen in ihrer Forschung dieses Erdsystem in verschiedene Teil-Sphären ein, die sich in ihren materiellen oder stofflichen Eigenschaften voneinander unterscheiden. In der folgenden Abbildung werden die unterschiedlichen Einteilungen schematisch abgebildet. [15]ESKP.de (Earth System Knowledge Platform). Sphären der Erde. Verfügbar: https://www.eskp.de/grundlagen/schadstoffe/die-unterschiedlichen-sphaeren-der-erde-935792/

Schematischer Überblick über die verschiedenen Sphären der Erde (Grafik: Wissensplattform eskp.de, Lizenz: CC BY 4.0)

Die Atmosphäre ist hierbei die Luft, die wir atmen. Sie ist die gasförmige Hülle der Erde und besteht hauptsächlich aus Stickstoff, Sauerstoff, Edelgasen, Aerosolen und Spurengasen. Das Spurengas Kohlenstoffdioxid (CO2) ist hierbei von großer Bedeutung für die Klimakatastrophe. Die Atmosphäre unterteilt sich wiederum in die oberflächennahe Troposphäre, darüber in die Stratosphäre, Mesosphäre, Thermosphäre sowie die Exosphäre. Letzeres ist der Übergang in den Weltraum. [16]ESKP.de (Earth System Knowledge Platform). Sphären der Erde. Verfügbar: https://www.eskp.de/grundlagen/schadstoffe/die-unterschiedlichen-sphaeren-der-erde-935792/

Die Hydrosphäre umfasst alle Regionen und Bereiche, die von Wasser bedeckt sind (Ozeane, Seen, Flüsse). Außerdem wird auch das Grund- und Porenwasser in Gesteinsschichten der Erdkruste dazu gezählt. [17]ESKP.de (Earth System Knowledge Platform). Sphären der Erde. Verfügbar: https://www.eskp.de/grundlagen/schadstoffe/die-unterschiedlichen-sphaeren-der-erde-935792/

Neben der Hydrosphäre gibt es die Kryosphäre, die alle schnee- und eisbedeckten Gebiete der Erde umfasst. [18]ESKP.de (Earth System Knowledge Platform). Sphären der Erde. Verfügbar: https://www.eskp.de/grundlagen/schadstoffe/die-unterschiedlichen-sphaeren-der-erde-935792/

Die Erdkruste besteht aus der oberen dünnen Pedosphäre sowie aus der darunter liegenden Lithosphäre. Sie ist etwa 100km dick. Darunter liegt der Erdmantel. In der Pedosphäre treffen außerdem Atmo-, Hydro und Kryosphäre aufeinander. Darüber hinaus gibt es noch die Biosphäre. Sie wiederum beschreibt alle Teile der Erde, in denen es Leben gibt. Sie ist ein Teil fast aller anderen genannten Sphären und findet sich in der Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphären sowie Pedo- und Lithosphäre wieder, da in all diesen Bereichen Leben zu finden ist. [19]ESKP.de (Earth System Knowledge Platform). Sphären der Erde. Verfügbar: https://www.eskp.de/grundlagen/schadstoffe/die-unterschiedlichen-sphaeren-der-erde-935792/

Daran möchte ich deutlich machen, dass alle Teilbereiche der Erde nicht abgekapselt für sich zu betrachten sind, sondern alles miteinander zusammenhängt. Durch den Ausstoß von CO2 wird beim ersten Hinsehen nur die Atmosphäre beeinflusst oder verändert. Doch das ist nicht richtig, da alle Systeme der Natur zusammenhängen und Kreisläufe bilden. So können Veränderungen eines Systems oder Kreislaufs große Auswirkungen auf andere Systeme ausüben. Genau so ist es auch mit der Klimaerwärmung.

Beispiel: Wolken lassen Wasser (Hydrosphäre) durch die Luft (Atmosphäre) auf den Boden (Pedosphäre) regnen, das anschließend in der oberen Erdkruste (Lithosphäre) versickert. Dabei beeinflusst der Regen auch zwangsläufig die Biosphäre, da Menschen und Pflanzen dieses Wasser zum Leben brauchen, also in der Folge irgendwann trinken bzw. aufnehmen werden. Durch die Luftverschmutzung trägt z. B. saurer Regen auf diese Weise zur Versauerung von Böden und der Schädigung von Pflanzen bei. Viele großflächige Waldschäden sind z. B. auf sauren Regen zurückzuführen. [20]wikipedia.org. Saurer Regen. Verfügbar: https://de.wikipedia.org/wiki/Saurer_Regen#Auswirkung

Einfluss des Menschen auf das Klima und Erdsystem

Kommen wir nun zu den Auswirkungen der menschenverursachten Klimaerwärmung auf die Umwelt (Mitwelt). Hier kommt auch der Klimabericht des IPCC (Weltklimarat) ins Spiel. Er bestärkt und betont, was bereits vorher bekannt war: Der Einfluss des Menschen auf das Klima ist eindeutig. Der Bericht bezieht seine Angaben zu den globalen Veränderungen auf die vorindustrielle Zeit und lässt keinen Zweifel daran, dass das Verbrennen von fossilen Energieträgern die Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre, Pedosphäre sowie Biosphäre negativ beeinflusst und langsam den Lebensraum Erde verändert und zerstört. [21]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 729-733. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Die durch den Menschen verursachte Klimaerwärmung (Temperaturanstieg der Atmosphäre) liegt gegenwärtig bei 0,8 °C bis 1,3°C und im Mittel bei etwa 1,1°C, wohingegen die auf natürlichen Prozessen beruhende Erwärmung nur etwa -0,1°C bis +0,1°C beträgt. Das Argument von Klimaleugnern einer natürlichen Erderwärmung ist also nicht haltbar. [22]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 729-733. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Die Erwärmung des Klimas wiederum führt auch zur Erhöhung der Feuchtigkeit in der oberen Troposphäre (erdnahe Luftschicht), da mehr Wasser verdunsten kann. Gleichzeitig führt sie zu trockeneren Böden in der nördlichen Hemisphäre während der Sommermonate, weil es länger heiß ist und in dieser Zeit im Vergleich zu früheren Jahrzehnten weniger regnet [23]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 729-733. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport. Diese Auswirkungen haben wir in Deutschland z. B. in den Sommern 2003, 2018, 2019 und 2020 bereits durch die starken Hitzewellen selbst miterlebt.

Die ansteigende Feuchtigkeit der Troposphäre ermöglicht außerdem viel größere Regenmengen. Der IPCC kommt daher zu dem Schluss, dass die Treibhausgase die Ursache für Extremwetterereignisse, insbesondere Starkregenereignissen zu Land sind. Dies haben wir in Deutschland 2021 mit der Flutkatastrophe im Ahrtal und anderen Gegenden erlebt. [24]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 729-733. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Das bekannteste Beispiel für die starke Klimaerwärmung sind wahrscheinlich die schmelzenden Polkappen der Erde. Auch hier sagt der IPCC eindeutig, dass die Treibhausgase und die dadurch verursachte globale Erwärmung die Ursache des Eisschwundes in der Arktis sind. Darüber hinaus verursacht die Klimaerwärmung auch den Rückgang des saisonalen Schnees in der nördlichen Hemisphäre und das Schmelzen der Gletscher weltweit. Die Eismassen werden also weltweit weniger und Landstriche, die saisonal im Winter mit Schnee bedeckt waren, erleben bereits heute deutlich weniger Schneetage oder liegen ganzjährig frei. [25]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 729-733. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Des weiteren ist die Erwärmung der Ozeane sowohl in den oberen Ozean- als auch in tieferen Ozeanschichten bewiesen. Grund hierfür ist, dass die Ozeane als Kohlenstoffsenken fungieren und global etwa 20-30% der gesamten CO2-Emissionen seit 1980 aufgenommen haben. Dadurch absorbieren die Ozeane mehr Sonnenstrahlung, wodurch sie sich erwärmen und sich das Wasser ausdehnt. Die seit 1970 beobachtete Erhöhung des Meeresspiegels ist allein auf diesen thermisch bedingten Volumenanstieg des Wassers zurückzuführen und nicht etwa durch das bereits geschmolzene Eis der Polkappen. [26]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 729-733. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport[27]nabu.de (Naturschutzbund). Ozeane in der Klimakrise. Verfügbar: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/klima-und-luft/klimawandel/11801.html

Der in den Ozeanen aufgenommene Kohlenstoffdioxid bildet außerdem Kohlensäure, wodurch die Ozeane versauern. Das Absinken des pH-Wertes der Ozeane ist daher inzwischen messbar und ist von 8,2 auf 8,1 gesunken [28]bildungsserver.de. Ozeanversauerung. Verfügbar: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Ozeanversauerung. Damit ist der niedrigste pH-Wert seit mindestens 26.000 Jahren gemessen worden [29]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) (2021). Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 511-513. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass sich auch der Salzgehalt des Wassers verändert: Salzwasser wird zunehmend salziger während Süßwasser süßer wird. Das alles hat natürlich Auswirkungen auf die Meeresbewohner. Die Versauerung zerstört Korallen, die Erwärmung schwächt Meeresströmungen ab und der zusätzliche Kohlenstoff im Meer führt zu früheren und schädlicheren Algenblüten. [30]nabu.de (Naturschutzbund). Ozeane in der Klimakrise. Verfügbar:https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/klima-und-luft/klimawandel/11801.html

CO2-Budget der Erde

Inzwischen wird häufig von dem CO2-Budget der Erde gesprochen. Dabei handelt es sich um die Menge CO2, die noch ausgestoßen werden darf, um einen bestimmten globalen Termperaturanstieg nicht zu überschreiten. Hierbei wird meistens von dem 1,5°C- und 2,0°C-Ziel gesprochen.

Tatsächlich hat sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in den letzten 270 Jahren fast verdoppelt. Sie ist von 278 ppm im Jahr 1750 auf 410 ppm im Jahr 2019 angestiegen. Die Einheit ppm steht für parts per million und sagt aus, dass von 1 Millionen Teilchen in der Luft 410 Teilchen CO2 Moleküle sind. Die CO2-Konzentration ist damit höher als sie es in den letzten 800.000 Jahren war. Es gab in den letzten 60 Millionen Jahren zwar Zeitabschnitte, in denen die Konzentration der Treibhausgase höher als heute war. Allerdings ist der CO2-Anstieg in unserer Atmosphäre seit dem Jahr 1900 10 mal schneller angestiegen als jemals in den letzten 800.000 Jahren und fünf mal schneller als in den vergangenen 56 Millionen Jahren. [31]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 1158-1162. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Seit 1800 wurden durch den Menschen weltweit insgesamt 2390 Gt CO2 ausgestoßen. Das verbleibende Budget, um die Klimaerwärmung auf einen bestimmte Temperaturanstieg zu begrenzen, findest du in der folgenden Tabelle. Außerdem ist in der rechten Spalte das Jahr angegeben, in dem die Klimaerwärmung den Temperaturanstieg überschreiten wird, wenn die Energiewende nicht gelingt. Dabei wird der weltweite CO2 Ausstoß von 2018 von rund 38 Milliarden Tonnen (38 Gt) angenommen [32]M. Berkel. CO2-Ausstoß der Länder: Top-10 und Pro-Kopf-Verbrauch im Überblick. Verfügbar: https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimawandel/co2-ausstoss-der-laender/. Wenn sich der CO2-Ausstoß wie in den vergangenen 250 Jahren jedoch weiter erhöht, werden die Grenzwerte für den Temperaturanstieg natürlich früher überschritten. [33]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 1158-1162. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Klimaerwärmung CO2 Energiebudget (67. Perzentil)
ab 01.01.2020
Erreichen der Klimaerwärmung im Jahr
1,5°C400 Gt~2030
1,7°C700 Gt ~2038
2,0°C1150 Gt ~2050
Energiebudget, das zur Begrenzung der Klimaerwärmung nicht überschritten werden darf. [34]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 1158-1162. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Die Werte galten für Anfang 2020. Inzwischen sind schon wieder 2 Jahre vergangen und von den 400 Gt für die Einhaltung des 1,5°C-Ziels wurden bereits ungefähr 76 Gt CO2 verbraucht, was etwa 20% entspricht. Es bleiben also jetzt noch etwa 8 Jahre, um das 1,5°C-Ziel einzuhalten, was sehr wenig Zeit ist, um den immensen weltweiten Ausstoß von jährlich 38 Milliarden Tonnen CO2 auf 0 zu bringen.

Zukunftsszenarien des Klimas

Der IPCC stellt die Ergebnisse von den fünf wahrscheinlichsten Zukunftsszenarien gegenüber. Er unterteilt dabei in die nahe (2021-2040), die mittelfristige (2041-2060) und die fernere Zukunft (2081-2100). Dazu werden unterschiedlich hohe Emissionen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts durchgespielt.

In den schlechtesten Fällen wird von einer Verdopplung des gegenwärtigen Treibhausgasausstoßes bis 2050 (SSP5-8.5) und 2100 (SSP3-7.0) ausgegangen. Dies entspricht einem weiter-wie-bisher Szenario, da die Emissionen stark ansteigen, wenn die Klimaerwärmung nicht bekämpft wird. Das scheint unrealistisch hoch, doch die Wissenschaftler des IPCC schreiben ausdrücklich, dass solche Szenarien nicht ausgeschlossen werden könnten und dass diese zwar unwahrscheinlicher, aber dennoch realistisch sind. Darüber hinaus gibt es ein Szenario bei gleichbleibenden CO2-Ausstoß bis 2050 (SSP2-4.5). Außerdem werden zwei Szenarien durch gerechnet, bei denen eine Reduzierung des Treibhausgasausstoßes auf netto 0 bis etwa 2050 erfolgt und in der Folge unterschiedlich starke negativen Emissionen angenommen werden (SSP1-1.9 and SSP1-2.6). Mit negativen Emissionen ist gemeint, dass es weltweit nicht nur keinen zusätzlichen CO2-Ausstoß mehr gibt sondern darüber hinaus der Atmosphäre mit technischen Mitteln zusätzlich CO2 entzogen wird.

Die nachfolgende Tabelle zeigt zu welcher Klimaerwärmung jedes der Szenarien in der nahen und mittelfristigen Zukunft sowie bis zum Ende des 21. Jahrhunderts führt. In den folgenden Abschnitten schauen wir uns an, welche weiteren Konsequenzen das Eintreten der unterschiedlichen Szenarien und der damit verbundene globale Temperaturanstieg hat.

Szenario2021-
2040
2041-
2060
2081-
2100
SSP1-1.9 (Netto 0 CO2-Ausstoß bis 2050 und negative Emissionen)1,5 °C1,6 °C1,4 °C
SSP2-2.6 (Netto 0 CO2-Ausstoß bis 2050 und negative Emissionen)1,5 °C1,7 °C1,8 °C
SSP3-4.5 (konstanter CO2-Ausstoß bis 2050)1,5 °C 2,0 °C2,7°C
SSP4-7.0 (Verdopplung des CO2-Ausstoßes bis 2100) 1,5 °C2,1°C3,6 °C
SSP5-8.5 (Verdopplung des CO2-Ausstoßes bis 2050)1,6 °C2,4°C4,4 °C
Fünf mögliche Szenarien der Klimaerwärmung des IPCC. [35]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, p. 19. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Temperatur

Die in der Tabelle angegebenen Szenarien zeigen den weltweiten durchschnittlichen Temperaturanstieg. Der IPCC erklärt dabei jedoch auch, dass es lokale Unterschiede in der Klimaerwärmung geben wird. So fällt der Temperaturanstieg der Atmosphäre zu Land höher aus als über dem Ozean. Darüber hinaus erfahren die Arktis und Antarktis die stärkste Klimaerwärmung. Das bedeutet, dass die Klimaerwärmung auf dem Land höher sein wird als oben angegeben und der Temperaturanstieg an den Polen nochmal deutlich stärker ausfällt als im globalen Durchschnitt. [36]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 955-959. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Bereits heute hat sich die Temperatur in der Arktis um etwa 2,0°C erhöht, wohingegen der globale Durchschnitt bei gegenwärtig etwa 1,0 bis 1,1°C liegt. Forscher gehen dort außerdem von einer möglichen Erwärmung von bis zu 6°C bis zum Jahr 2100 aus. [37]wetter.de (2021, Februar 26). Hitzewelle am Nordpol – und was uns das angeht. Verfügbar: https://www.wetter.de/cms/hitzewelle-am-nordpol-und-was-uns-das-angeht-4712245.html

Globale Änderung der Oberflächentemperatur relativ zu den Jahren 1850-1900. [38]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, p. 30. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Niederschlag

Die Erhöhung der globalen Temperatur hat auch Auswirkungen auf die Wolkenbildung und damit auf die Niederschläge, da durch höhere Temperaturen mehr Wasser verdunsten kann. Die Niederschläge erhöhen sich global gesehen im 21. Jahrhundert über Landflächen daher proportional zur Klimaerwärmung, je nach Szenario um 4,7% (SSP1-1,9) bis 12,9% (SSP5-8,5) bis zum Jahr 2100. [39]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 955-959. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Die Niederschläge steigen in der nördlichen Hemisphäre und über tropischen Ozeanen stärker an als in den restlichen Erdgebieten. In den subtropischen Regionen werden sie sogar sinken. Darüber hinaus gibt es ein asymmetrisches Nord-Südgefälle, bei dem Niederschläge im globalen Norden stärker ansteigen als im globalen Süden. Außerdem gibt es auch eine West-Ost-Asymmetrie, bei der die Niederschläge im asiatischen und afrikanischen Raum steigen, während sie in Nordamerika sinken werden [40]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 955-959. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport . Das bedeutet, dass die regionalen Unterschiede des Niederschlags stärker werden: In einigen Regionen wird es sehr viel stärker und häufiger regnen, während andere Regionen trockener werden als sie es gegenwärtig ohnehin schon sind.

Planetarische Zirkulation

Die Planetarische Zirkulation beschreibt die erdumspannenden Zirkulationssysteme der Atmosphäre, die unser Wetter bestimmen [41]wikipedia.org. Planetarische Zirkulation. Verfügbar: https://de.wikipedia.org/wiki/Planetarische_Zirkulation. Die Jetstreams gehören z. B. dazu.

Die Klimaerwärmung sorgt bei diesem System u. a. dafür, dass Zyklone auf der Südhalbkugel mit höheren Windgeschwindigkeiten entstehen, wodurch die Zyklone stärker werden und schwerwiegendere Auswirkungen haben. Außerdem wird bereits beobachtet, dass sich die Jetstreams der Südhalbkugel in Richtung Antarktis verschieben. Auf der Nordhalbkugel beeinflusst die Klimaerwärmung die sogenannte Arktische Oszillation, die der wichtigste Faktor für das Gleichgewicht zwischen Sommer und Winter ist. Auch hier führt die Klimaerwärmung zu einem Ungleichgewicht, den wir zunehmend spüren werden. [42]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 955-959. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport[43]wikipedia.org. Arktische Oszillation. Verfügbar: https://de.wikipedia.org/wiki/Arktische_Oszillation

Ozeane und Kryosphäre

In Bezug auf die Eis- und Wassergebiete der Erde gibt es durch die Klimaerwärmung ebenfalls deutliche Auswirkungen. Eine Abnahme des arktischen Eis beobachten wir bereits seit vielen Jahrzehnten. Das Meereis wird daher langfristig im Monat September, also in dem Monat mit der traditionell geringsten Vereisung vollständig verschwinden und selbst im Monat März, in dem die größte Ozeanfläche vereist ist deutlich zurückgehen. [44]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 955-959. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Arktisches Meereis im September. [45]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, p. 30. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Die Ozeane werden außerdem weiterhin als CO2-Senke dienen und damit große Mengen an Kohlenstoffdioxid absorbieren, wodurch das Wasser weiter versauert. Der pH-Wert wird bei den Szenarien eines konstanten oder steigenden CO2-Ausstoßes bis zum Jahr 2100 auf 7,9 bis 7,65 sinken. Bei den Szenarien der Nullemission wird der pH-Wert etwa bis 2050 sinken und sich danach langsam wieder erholen. [46]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 955-959. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

pH-Wert an der Ozeanoberfläche. [47]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, p. 30. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Der Meeresspiegel wird außerdem im besten Fall um mindestens 30 bis 74 cm bis zum Ende des Jahrhunderts steigen. Bei dem Szenario mit dem höchsten Anstieg des CO2-Ausstoßes fällt das Ergebnis womöglich viel schwerwiegender aus: Hier gibt es zwar Unsicherheiten bei der Vorhersage des Meeresspiegelanstiegs aufgrund noch nicht vorhersagbarer Einflussfaktoren. Dabei kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass der Meeresspiegel um 1,5 Meter bis zum Jahr 2100 und im worst case Szenario sogar um 15 Meter bis zum Jahr 2300 im Vergleich zum Jahr 1900 ansteigt. [48]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 955-959. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Anstieg des Meeresspiegels relativ zum Jahr 1900. [49]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, p. 30. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Konsequenzen der Klimaerwärmung

Die beschriebenen Zukunftsszenarien für das 21. Jahrhundert bringen natürlich auch ganz konkrete Änderungen für das Leben auf der Erde mit sich. Die Zukunft zeichnet sich vor allem darin aus, dass Wetterereignisse sehr viel extremer werden. Das gegenwärtige Klima in den meisten Gegenden der Welt unterscheidet sich bereits heute von dem Klima aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten sowie vor allem in den letzten 30 Jahren waren weltweit gehäuft Hitze- und Kältewellen zu beobachten, die über die natürlichen Schwankungen hinausgingen und daher eindeutig mit uns Menschen in Zusammenhang gebracht werden müssen. Neben der Temperatur messen wir heute bereits eine starke Versauerung, einen sinkenden Sauerstoffgehalt der Ozeane, einen steigenden Meeresspiegel sowie einen Rückgang der Eisschilde. [50]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 3149-3151. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Auswirkungen der Klimaerwärmung

Der Bericht des IPCC ist sehr deutlich bei den globalen Auswirkungen der Klimaerwärmung. Bis 2050 werden alle Gegenden der Erde starke klimatische Veränderungen erfahren, die zu einer steigenden Anzahl von Extremwetterereignissen führen und die so gut wie alle Regionen der Erde vor neue Herausforderungen stellt. [51]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 3149-3151. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Bei einem Szenario mit steigenden Treibhausgasemissionen (SSP5-8.5) steigt die Gefahr von Hitzewellen mit Temperaturen von über 41°C bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit. Diese Hitzewellen sind auch für gesunde und junge Menschen lebensgefährlich. In tropischen Regionen steigt die Gefahr solcher lebensbedrohlicher Hitzewellen um mehr als 100 Tage und Hitzewellen mit Temperaturen von über 35°C um mehr als 150 Tage im Jahr. Bei einem Szenario, in dem wir die Emissionen auf null senken (SSP1-2.6), wird der Anstieg der gefährlichen Hitzetage von über 41°C immer noch bei 50 Tagen und Temperaturen von über 35°C bei 60 Tagen im Jahr liegen. Das heißt, selbst wenn wir die Emissionen im besten Szenario auf null senken, werden wir in vielen teils dichtbevölkerten Regionen deutlich stärkere und damit auch tödlichere Hitzeperioden erleben als heute. [52]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 3149-3151. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Neben der globalen Lufttemperatur steigt auch das Auftreten von Hitzewellen, die Wassertemperatur und Versauerung der Ozeane sowie die Meeresspiegel global an bis die Emissionen auf null gesenkt werden. Die Folge sind häufigere und extremere Flutereignisse in fast allen Küstenregionen sowie die Erosion, also die Abtragung, vor allem von sandigen Küsten. Außerdem werden Gletscher schmelzen und Permafrostböden auftauen. Dies wird selbst zu Veränderungen in den Ökosystemen der Tropen führen, wobei die Folgen heute noch nicht absehbar sind. [53]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 3149-3151. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Es kommt zu mehr und stärkerer Hitze, Trockenheit und Dürren sowie zu zunehmenden Ausbrüchen von Feuern und Flächenbränden. Davon besonders betroffen sind die Landwirtschaft, Wälder, Wasserversorgung und Ökosysteme und damit auch direkt die Gesundheit der Bevölkerung in Afrika, Südeuropa, Nord- und Südamerika sowie Australien. Es werden also vor allem die Regionen trockener, die ohnehin bereits heute häufig unter Wassermangel leiden. [54]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 3149-3151. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

In anderen Regionen hingegen werden extreme Niederschläge von Schnee und Regen zunehmen, wodurch es weltweit sehr viel häufiger zu niederschlagsbedingten Überschwemmungen und Fluten kommen wird. Die Flut im Ahrtal im Juli 2021 ist hierfür ein mahnendes Beispiel. Solche Ereignisse, die bisher als ein Jahrhundertereignis galten, könnten je nach Emissionsszenario alle paar Jahre auftreten. Solche Ereignisse werden dann zunehmend die Energieversorgung, den Transport über Wasserwege, die Ökosysteme, die Infrastruktur und den Tourismus in den arktischen Regionen, in Nord- und Südamerika, Europa, Sibirien, Zentral- und Südasien, Australien sowie Neuseeland beeinträchtigen und zerstören. Stürme in Nordamerika und Europa sowie tropische Zyklone werden zwar seltener dafür aber intensiver und stärker auftreten, wodurch sie höhere Schäden verursachen. Kleinere Inselstaaten werden durch solche Tropenstürme sowie durch Hitze und Trockenheit vor neue Probleme gestellt oder sogar unbewohnbar. [55]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 3149-3151. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

Inzwischen ist es auch möglich die Auswirkungen der Klimaerwärmung quantitativ zu bestimmen. Mit jedem 1.0°C Klimaerwärmung: [56]IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 3149-3151. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport

  • …steigt die Lufttemperatur in arktischen Gebieten um 2°C
  • …steigt die Wassertemperatur der Ozeane um 0,8°C
  • …sinkt die im Frühjahr von Schnee bedeckte Landfläche um 8%
  • …steigt die Intensität und Dauer von Trockenheit und Hitze linear an
  • …steigt das Auftreten von Trocken- und Hitzewettereignissen exponentiell an

Das Wetter wird durch die Klimaerwärmung also in allen Regionen der Erde vor allem extremer. Es gibt extremere Hitzewellen, extremere Kältewellen, extremere Stürme und extremere Fluten. Bereits heute hat sich die Zahl der klimabedingten Katastrophen von 165 auf 329 fast verdoppelt. Das hat massive Auswirkungen auf viele Milliarden Menschen und wird zu steigenden Fluchtbewegungen und immensen Kosten für die gesamte Welt führen. [57]uno-fluechtlingshilfe.de. Was hat der Klimawandel mit Flucht zu tun?. Verfügbar: https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluchtursachen/klimawandel

Klimaveränderung als Fluchtursache

Die Klimaveränderungen haben einen großen Einfluss auf die Menschen, vor allem auf die Armen. Sie trifft daher auf eine weltweit sehr ungleiche Gesellschaft, in der gegenwärtig etwa 20 Prozent gut leben können. Dazu zählen selbstversändlich auch Deutschland und die meisten Länder Europas. Sie produzieren und konsumieren Güter auf Kosten der ärmeren Menschen. Ein Beispiel hierfür ist, dass in Brasilien und Argentinien Millionen Hektar Land nur dafür genutzt werden, um Futtermittel für Schlachttiere in Europa anzubauen. Diese Landflächen gehen den lokalen Kleinbauern verloren, wodurch ihnen die Lebensgrundlage entzogen und zusätzlich die Umwelt (Mitwelt) zerstört wird. Die Klimakatastrophe verstärkt also auch die soziale Ungleichheit und steigert die Not der armen Bevölkerung. [58]B. Unmüßig (2020, Januar 20). Die radikale Botschaft der  Klimakatastrophe: Es kann nichts mehr so bleiben wie es war. Frankfurter Rundschau. Verfügbar: https://www.fr.de/panorama/klima-katastrophe-kann-nichts-mehr-bleiben-13451420.html

Im Jahr 2020 haben 30,7 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund von Umtweltereignissen wie Hitze, Dürren, Stürmen und Flutkatastophen verlassen müssen [59]uno-fluechtlingshilfe.de. Was hat der Klimawandel mit Flucht zu tun?. Verfügbar: https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluchtursachen/klimawandel. Die Weltbank schätzt, dass allein durch die Klimaerwärmung bis zu 143 Millionen weitere Menschen ihre Heimat bis 2050 verlassen [60]welthungerhilfe.de. Klimaflüchtlinge – Was hat Klimawandel mit Flucht zu tun?. Verfügbar: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/klimafluechtlinge-klimawandel-und-migration/. Der Weltklimarat rechnet sogar mit 250 Millionen zusätzlichen Flüchtigen bis zum Jahr 2100. Dabei gehen die Autoren jedoch von einer Begrenzung der Klimaerwärmung auf 2°C aus. Bei einer stärkeren Klimaerwärmung hingegen, werden noch mehr Flüchtige erwartet [61]A. Flatley (2019, August 29). Neue Prognose: Weltklimarat erwartet 280 Millionen Klima-Flüchtlinge. utopia.de. Verfügbar: https://utopia.de/weltklimarat-ipcc-sonderbericht-ozean-154686/.

Die meisten Flüchtigen suchen Schutz im eigenen Land oder einem anderen Land im globalen Süden. Sie fliehen damit wiederum in Regionen, die am meisten unter den Klimaveränderungen leiden. Diese Länder haben bereits ohne die Aufnahme und Versorgung von Flüchtigen sehr häufig das Problem ihre Bevölkerung nicht ausreichend mit Lebensmitteln und sauberen Wasser versorgen zu können. Die steigenden Flüchtigen aufgrund von Umweltkatastrophen verstärken langfristig daher regionale Hungersnöte und Armut in teilweise sehr armen Regionen. [62]uno-fluechtlingshilfe.de. Was hat der Klimawandel mit Flucht zu tun?. Verfügbar: https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluchtursachen/klimawandel[63]welthungerhilfe.de. Klimaflüchtlinge – Was hat Klimawandel mit Flucht zu tun?. Verfügbar: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/klimafluechtlinge-klimawandel-und-migration/

Die Fluchtursachen sind regional sehr unterschiedlich: Während z. B. in Südostasien die Böden aufgrund von flutbedingter Versalzung unfruchtbar werden, sind andere Regionen wie Mittel- und Südafrika von langandauernden Dürren betroffen, wodurch die Äcker ebenfalls keine Ernten einbringen. Außerdem verändern sich u. a. durch die intensive Landwirtschaft ganze Ökosysteme: Die stark sinkende Artenvielfalt bringt Ökosysteme aus dem Gleichgewicht, wodurch Böden erodieren und Ernteerträge ebenfalls sinken. Die betroffenen Menschen verlassen ihre Heimatregionen und fliehen so in Städte, andere Regionen oder verlassen sogar ihr Heimatland, um ihr Glück woanders zu versuchen. Es gibt also einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Klimakatstrophe und Migration. Daher wird die Anzahl von den sogenannten Klimaflüchtigen im Verlauf des 21. Jahrhunderts deutlich ansteigen und soziale Gerechtigkeitsfragen aufwerfen. [64]uno-fluechtlingshilfe.de. Was hat der Klimawandel mit Flucht zu tun?. Verfügbar: https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/informieren/fluchtursachen/klimawandel[65]welthungerhilfe.de. Klimaflüchtlinge – Was hat Klimawandel mit Flucht zu tun?. Verfügbar: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/klimafluechtlinge-klimawandel-und-migration/

Kosten

Fakt ist, dass die Klimaveränderungen neben Flucht auch sehr hohe Kosten verursacht. Allerdings warnt u. a. der Weltklimarat davor ökonomische Kosten-Nutzen Rechnungen überzubewerten. Mitunter ist es nämlich schwer bis unmöglich den Verlust von Menschenleben, Kulturdenkmälern oder Ökosystemen zu bewerten und in finanzielle Kosten umzurechnen oder einzubeziehen. Außerdem wird häufig kritisiert, dass an verschiedenen Orten auftretende Schäden und deren Kosten einfach in Gesamtbilanzen verrechnet werden und dabei nicht beachtet wird, dass ein Schaden von z. B. 100 Euro für einen afrikanischen Kleinbauern ganz andere Folgen hat als der gleiche Betrag für einem Landwirt in Europa. [66]klimafakten.de (2017, August). Ist der Klimawandel wirklich (so) schlimm?. Verfügbar: https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-die-oekonomischen-kosten-des-klimawandels-sind-marginal

Die Kosten müssten daher die Wirtschaftsstärke bzw. finanzielle Ressourcen der Regionen berücksichtigen. So kann ein hypothetischer Umtweltschaden von sagen wir 100 Milliarden Euro eine sehr arme Region in den totalen Ruin führen, da das Geld für Wiederaufbau und Folgenbekämpfung nicht vorhanden ist und die Bevölkerung selbst keine Rücklagen hat. Der gleiche Schaden im reichen Europa hätte dagegen deutlich weniger Einfluss auf die Bevölkerung und die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft, da die Finanzhaushalte der Regierungen deutlich höher sind. Die reichen Staaten können daher viel mehr Geld für Folgekosten von Katastrophen aufbringen als ärmere Staaten.

Schauen wir uns trotz aller Kritik die möglichen Folgekosten der Klimaerwärmung an. Unter Annahme eines ungebremsten Treibhausgasausstoßes erreichen wir eine Klimaerwärmung von deutlich über 4°C (SSP5-8.5). Bei diesem Szenario gehen selbst die optimistischsten Berechnungen von immensen Kosten in Höhe von 2% bis 5% des Welt-Bruttoinlandsproduktes bis 2100 aus [67]klimafakten.de (2017, August). Ist der Klimawandel wirklich (so) schlimm?. Verfügbar: https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-die-oekonomischen-kosten-des-klimawandels-sind-marginal. Das wären gemessen am Welt-Bruttoindlandsprodukt von etwa 87 Billionen US-Dollar in 2020, Kosten in Höhe von 1,7 bis 4,4 Billionen US-Dollar [68]statista.com. Weltweites Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeweiligen Preisen von 1980 bis 2020 und Prognosen bis 2026. Verfügbar: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159798/umfrage/entwicklung-des-bip-bruttoinlandsprodukt-weltweit/. Allerdings muss hierbei berücksichtigt werden, dass die Wirtschaftsleistung weltweit voraussichtlich wachsen wird, weshalb die absoluten Kosten im Jahr 2100 wahrscheinlich deutlich über 10 Billionen US-Dollar liegen würden.

Das University College London und die Nichtregierungsorganissation Carbon Disclosure Project rechnen bei einem weiter-wie-bisher Szenario, also steigendem Treibhausgasausstoß (SSP5-8.5), mit Kosten von 4,6 Billionen Euro bis 2070 und mit immensen Kosten von 26 Billionen Euro bis zum Jahr 2200. Dem gegenüber stellen sie Kosten von etwa 1,5 Billionen Euro bis 2100, wenn die Erderwärmung 2°C nicht übersteigt. [69]M. Brauer (2020, Oktober 5). Kosten des Klimawandels könnten in die Billionen gehen. Stuttgarter Nachrichten. Verfügbar: … Weiterlesen

Berechnungen für Deutschland schätzen die Kosten infolge der Klimaveränderungen auf 800 Milliarden Euro bis 2050, von denen 330 Milliarden Euro auf die Beseitigung von Schäden durch Katastrophen, 300 Milliarden Euro auf erhöhte Energiepreise und 170 Milliarden Euro auf Anpassungsmaßnahmen an die klimatischen Veränderungen entfallen. Ohne die Bekämpfung des Treibhausgasasusstoßes (also in einem weiter-wie-bisher Szenario), könnten sich die Kosten allein in Deutschland auf bis zu 3 Billionen Euro bis 2100 belaufen. [70]M. Venjakob, F. Mersmann (2013, Mai 23). Kosten des Klimawandels. Bundeszentrale für politische Bildung. Verfügbar: https://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/klimawandel/38487/kosten-des-klimawandels

Es ist sicherlich schwierig die Kosten der Klimaerwärmung vorherzusagen und zu berechnen, da diese viele Einflussfaktoren haben, die wir gegenwärtig noch nicht kennen oder unterschätzen. In einem Punkt sind sich jedoch alle Forscher, die die Prognosen erstellen, einig: Eine ungebremste Klimaerwärmung ist in jeder Hinsicht extrem teuer. Daher ist es sogar aus ökonomischer Sicht sinnvoll Klima- und Artenschutz zu betreiben. Zudem gibt es namhafte Fachleute, die bei den bisherigen Berechnungen davor warnen, dass die Risiken der Klimaerwärmung in allen Modellen sehr stark unterschätzt werden und daher die Kosten noch deutlich höher ausfallen könnten als die Berechnungen vermuten lassen. Selbst wenn es gelingt die Klimaerwärmung auf 2°C zu begrenzen, werden sehr hohe Kosten anfallen, da Extremwetterereignisse weltweit bereits heute Schäden in Milliardenhöhen verursachen. Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat z. B. allein in Rheinland-Pfalz Schäden in Höhe von 18 Milliarden Euro verursacht. Insgesamt stellt die Bundesregierung hier Hilfen von 30 Milliarden Euro zur Verfügung. Mit solchen verherrenden Ereignissen ist in Zukunft vermehrt zu rechnen, wodurch die jährlichen Kosten weiter ansteigen. Die Extremwetterereignisse werden dabei auf der Südhalbkugel schwerwiegender ausfallen als im Norden, wodurch dort auch größere Schäden und Folgekosten zu erwarten sind. [71]S. Biegger (2021, September 7). Flutopfer hoffen auf schnelle Hilfe. tagesschau.de. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/wiederaufbaufonds-fluthilfe-101.html[72]klimafakten.de (2017, August). Ist der Klimawandel wirklich (so) schlimm?. Verfügbar: https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-die-oekonomischen-kosten-des-klimawandels-sind-marginal

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Quellenangaben

Quellenangaben
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2 M. Brauer (2020, Oktober 5). Kosten des Klimawandels könnten in die Billionen gehen. Verfügbar: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.was-der-klimawandel-kosten-koennte-kosten-des-klimawandels-koennten-2070-in-die-billionen-gehen.68dfa2c5-b116-4d7b-b606-e597809817eb.html
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5 T. Kirchhoff (2020). Zum Verhältnis von Mensch und Natur. Aus Politik- und Zeitgeschichte: Natur- und Artenschutz. Verfügbar: https://www.bpb.de/apuz/305897/zum-verhaeltnis-von-mensch-und-natur
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13, 14 L. Wagener. Was ist eigentlich CO2? Definition, Entstehung & Einfluss aufs Klima. Verfügbar: https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimawandel/was-ist-co2/
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30 nabu.de (Naturschutzbund). Ozeane in der Klimakrise. Verfügbar:https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/klima-und-luft/klimawandel/11801.html
31, 33, 34 IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), 2021. Climate Change 2021: The Physical Science Basis. In: The Sixth Assessment Report, pp. 1158-1162. Verfügbar: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/#FullReport
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67, 72 klimafakten.de (2017, August). Ist der Klimawandel wirklich (so) schlimm?. Verfügbar: https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-die-oekonomischen-kosten-des-klimawandels-sind-marginal
68 statista.com. Weltweites Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeweiligen Preisen von 1980 bis 2020 und Prognosen bis 2026. Verfügbar: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159798/umfrage/entwicklung-des-bip-bruttoinlandsprodukt-weltweit/
69 M. Brauer (2020, Oktober 5). Kosten des Klimawandels könnten in die Billionen gehen. Stuttgarter Nachrichten. Verfügbar: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.was-der-klimawandel-kosten-koennte-kosten-des-klimawandels-koennten-2070-in-die-billionen-gehen.68dfa2c5-b116-4d7b-b606-e597809817eb.html
70 M. Venjakob, F. Mersmann (2013, Mai 23). Kosten des Klimawandels. Bundeszentrale für politische Bildung. Verfügbar: https://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/klimawandel/38487/kosten-des-klimawandels
71 S. Biegger (2021, September 7). Flutopfer hoffen auf schnelle Hilfe. tagesschau.de. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/wiederaufbaufonds-fluthilfe-101.html

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Mein Name ist Philipp und ich beschäftige mich gerne mit Homeprojekten im Hardware- und Softwarebereich. Ich stelle dabei immer wieder fest, dass es im Internet viele unvollständige  Tutorials gibt. Daher bin ich dazu übergegangen, meine Projekte in eigenen Anleitungen festzuhalten. Diese werde ich hier möglichst verständlich und mit dem nötigen Hintergrundwissen aufbereiten. Vielleicht kann ich dabei den entscheidenden Hinweis liefern, der in vielen anderen Tutorials fehlt.

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